01.07.2020 | Holger Dürr
Rückblick
Webinarreihe Newsforum Corona
Aufgrund der Covid-19-Pandemie hat msgGillardon im April ein wöchentliches Webinar zur aktuellen Situation und zu den Auswirkungen auf die Bankenbranche durchgeführt. Wie wir bereits darüber berichtet haben, stieß dieses Angebot auf eine hohe Resonanz bei den Teilnehmern. Im Mai und Juni gab es nun eine Folgeveranstaltung alle 14 Tage.
Die Kernpunkte der Webinarreihe waren in Form von 3 Schwerpunkten in jedem Termin geprägt:
- Entwicklung an den Märkten und aktuelle Prognosen
- Aufsichtsrechtliche Veränderungen und Einschätzungen von Verbänden
- Auswirkungen auf das Risikomanagement
Die zentralen Aspekte in den letzten Wochen bildeten folgende Themen:
Entwicklung an den Märkten und aktuelle Prognosen:
Die zentralen Fragen in der aktuellen Situation sind die Schwere der Rezession und die Geschwindigkeit der Erholung. Frau Prof. Dr. Ender stellte in jedem Webinartermin die bis dato aktuellen Analysen verschiedener führender Wirtschaftsforschungsinstitute aus Deutschland und Europa vor. Es zeichnet sich ab, dass wir uns in Deutschland aktuell in einer schweren Rezession befinden, aber auf dem Weg der Erholung sind. Gestiegene Erwartungen der Wirtschaft an eine rasche Verbesserung der Situation unterstreichen dies. Wichtig bleibt hier jedoch: In den meisten Szenarien und Prognosen der Forschungsinstitute ist keine mögliche zweite Welle beispielsweise im Herbst berücksichtigt. Solch ein Event würde die Volkswirtschaft nochmal deutlich weiter schwächen. In verschiedenen Analysen zeigte Frau Prof. Dr. Ender immer wieder die Querverbindungen zur Szenariomodellierung von Banken auf. In der Corona-Kriste ist hier besonders auf die Branchenabhängigkeit zu schauen, da einzelne Branchen durch ihr Geschäftsmodell sehr stark betroffen sind und andere deutlich weniger. Auch das bestätigen die vorliegenden Daten mittlerweile eindeutig. Diese Erkenntnisse können aktuell bei der Analyse und Aufbereitung der Covid-19-Erhebung der deutschen Aufsichtsbehörden beitragen.
Die folgende Grafik aus dem Webinar zeigt beispielhaft die Analyse von verschiedenen volkswirtschaftlichen Szenarien der Deutschen Bundesbank, die als Basis für institutsindividuelle Szenarien zugrunde gelegt werden können.
Aufsichtsrechtliche Veränderungen und Einschätzungen von Verbänden:
Im Anschluss an die volkswirtschaftlichen Entwicklungen stellte Herr Prof. Dr. Wimmer laufend den aktuellen Stand der aufsichtsrechtlichen Entwicklung und die Einschätzungen von Branchenverbänden und Experten dar. Speziell im Mai und Juni waren dies u.a. folgende Themen
- Umgang mit dem hohen Volumen an gestundeten Krediten (speziell Umgang mit Zinszahlungen und Abbildung im Meldewesen)
- Covid-19-Erhebung der deutschen Aufsichtsbehörden
- Neubewertung der Risikoeinschätzung von Krediten
Speziell beim Thema Risikoeinschätzung von Krediten (insbesondere Krediten von Firmenkunden) erscheint nun eine anlassbezogene Überprüfung der Ratings nach MaRisk notwendig. In dieser Überprüfung sind neben den Folgen des Lock-Downs auch die Auswirkungen von Hygienevorschriften und Abstandsregeln auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen zu prüfen. Neben der aufsichtsrechtlichen Pflicht liegt diese Prüfung auch im eigenen Interesse jedes Instituts, um im eigenen Kreditportfolio mehr Transparenz über die Risikosituation zu erhalten.
Die folgende Grafik aus dem Webinar zeigt die veränderte Risikoeinschätzung aus Sicht des Instituts der Wirtschaftsprüfer auf:
Auswirkungen auf das Risikomanagement:
Im Risikomanagement stellt sich neben der oben bereits erwähnten neuen Kreditrisikoeinschätzung natürlich die Frage nach der Risikotragfähigkeit. Herr Dürr zeigte im Webinar anhand von Beispielen die Effekte auf die normative und ökonomische Sicht des ICAAPs auf. Speziell erwartete und unerwartete Verluste können sowohl in einer barwertigen ökonomischen Sicht als auch in der (multi-) periodischen normativen Sicht zu Engpässen in der Risikotragfähigkeit führen. Aus diesem Grund ist es aktuell wichtig, die Effekte durch die Pandemie und die veränderten Risikoeinschätzungen (z.B. Ratingveränderungen) für alle Bereich Rechnungswesen, Meldewesen, Controlling und Risikomanagement zu analysieren, um Engpässe in GuV, Bilanz und Risikotragfähigkeit frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Die folgende Grafik aus dem Webinar zeigt beispielsweise die Wirkungszusammenhänge für veränderte Kreditrisikoeinschätzungen.
Abschließend gab es in jedem Termin noch weiterführende Hinweise wie z.B. zu aktuellen Blogbeiträgen oder Webinaren.
Aufgrund des regen Beteiligung und des positiven Feedbacks der Teilnehmer bieten wir zukünftig ein „Newsforum Risikomanagement und Controlling“ an. Einmal im Monat von Juli bis Dezember werden unsere Experten im bewährten Online-Format über die aktuellen Entwicklungen berichten und ihre Einschätzungen darstellen. Die Möglichkeit auf konkrete Fragen der Teilnehmer direkt einzugehen, ist dadurch weiterhin gegeben.
Im zweiten Halbjahr 2020 erwarten wir hier sowohl weitere Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Bankbranche Gleichzeitig werden uns aber auch andere Themen wie die Klimarisiken und die Veränderungen der Geschäftsmodelle von Unternehmen durch den Digitalisierungssprung in der Corona-Krise in diesen Webinarterminen beschäftigen.
Wir freuen uns auf die Fortsetzung der Reihe und den Dialog mit unseren Teilnehmern.