Blogpost

Die European Payments Initiative (EPI) – Teil 2

Viele stellen sich aktuell die Frage: Wieso brauchen wir mit EPI noch ein neues Kartenschema? Außer den Anwendungsfällen und dem kartenbezogenen Hintergrund, was wir zu EPI in unserem letzten Blog Post erläutert haben, würden wir euch gerne etwas mehr über das tatsächliche Zahlungsverfahren erklären. Welche Rolle spielt Instant Payment (SCT INST) bei EPI und bringt es im Endeffekt überhaupt Vorteile? Zudem werden wir auch sehen – so ‚plötzlich‘ kam EPI gar nicht.

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Schaffen es Instant Payments und EPI gemeinsam Visa, Mastercard und Lastschriften zu kannibalisieren?

Einkaufen – bei der Kasse noch die letzte Ware in den Einkaufskorb legen – die Kartenmethode beim Bezahlen auswählen – die Karte an das Terminal halten – schnell alles in die Tasche packen und auf geht’s. Wir alle kennen diesen Prozess sehr gut und erleben ihn fast täglich. Was passiert aber eigentlich im Hintergrund? Was passiert, nachdem ich die Karte an das Terminal halte und ich die Meldung bekommen habe, dass meine Transaktion erfolgreich ausgeführt worden ist?

Instant Payment als Teil der Bank der Zukunft?

Instant Payments ist uns bis jetzt als Alternative zu einer SEPA Überweisung (SCT) bekannt. Nach vier Jahren Instant Payments hat es sich bestätigt, dass wir hiermit viel mehr Anwendungsfälle bedienen können als erwartet. Es gibt eine Vielzahl an erfolgreichen Einsatzgebieten in Bereichen wie: Überweisungen an Freunde und Familie, Bezahlung im Supermarkt, online-shopping oder die Bezahlung offener Rechnungen. Jetzt ist es Zeit Instant Payments auf ein höheres Niveau zu bringen. Neue Anwendungsfälle wie z.B. wallet-based Instant Payment beweisen, dass die Modernisierung der Zahlungsverkehr-Systeme durch Instant Payment, in jedem Fall der richtige Schritt war.

Wieso sieht man in dem aktuellen Kartenprozess Verbesserungspotenzial?

1. Widerrufsrechte

Aktuell basieren Kartenzahlungen auf dem Lastschriftverfahren. Einfach erklärt, bekommt bei der Durchführung dieses Lastschriftverfahrens der Verkäufer das Recht, das Geld vom Konto des Käufers abzubuchen. Um dieses Recht zubekommen, muss ein unterschriebenes Mandat vom Käufer vorliegen. Weiterhin haben bei Lastschriften die Käufer Widerrufsrechte und Lastschriften können aus vielen Gründen auch zurückgegeben werden.

2. Es ist teuer

Je nachdem, ob der Zahler mit einer PIN-Eingabe, Unterschrift oder kontaktlos die Zahlung autorisieren kann, trägt der Verkäufer bzw. der Händler ein unterschiedlich großes Risiko. Dieses Risiko wird bepreist. Je geringer das Risiko des Verkäufers ist, desto mehr muss er für die Zahlung bezahlen.

Wird sich das über Instant Payments ändern?

Ja. Aus technischer Sicht ändert sich hier die Methode von ‚Zahlungsempfänger bucht Geld ab‘ zu ‚Zahler schickt das Geld auf den Weg‘. Dies bewirkt zudem, dass der Zahler eine bessere Kontrolle über sein Geld behält. Unwiderruflichkeit einer Instant Payment macht die Zahlungsmethode für Zahlungsempfänger (Händler und Verkäufer) auch sehr attraktiv. In der Verbindung mit der Geschwindigkeit, die das Instant Payments Verfahren bietet, wird der gewünschte Betrag sofort überwiesen. Das hilft dem Liquiditätsmanagement auf seitens des Zahlers, als auch des Zahlungsempfängers und verringert das Risiko auf beiden Seiten.

Werden die Zahlungen dadurch günstiger? Teilweise. Dieses ist stark abhängig von der Preisstrategie der Banken. Vermutlich werden die Preise für eine Instant Zahlung für Corporates von den Preisen für Privatkunden abweichen. Grundsätzlich kann man solange erhöhte Preise für SCT INST erwarten, bis Instant sich zum ‚new normal‘ entwickelt.

Was muss am Market mit Instant Payments passieren, damit EPI fliegen kann?

Eine breite Erreichbarkeit von Banken über Instant Payment muss gesichert sein. Alle Banken müssen in der Lage sein, Instant Payment Zahlungen empfangen und prozessieren zu können. Hier spricht man von einer passiven Erreichbarkeit. Hierzu könnte die Verpflichtung von Instant Payments zu einem wesentlichem Vorteil führen.

EPI – ‚now or never‘?

EPI ist nicht die erste Europäische Initiative, die sich als Konkurrenz zu Visa und Mastercard sieht. Bis zum Jahr 2020 haben wir viel davon gehört, wie die Pan European Payment System Initiative (PEPSI) zukünftig alle Formen bargeldloser Transaktionen abwickeln würde. Da PEPSI nicht zum Fliegen kam, wieso sollte dann 2 Jahren später dann EPI eine Erfolgsgeschichte schreiben?

Instant Payments, die neue moderne und schnelle SEPA Überweisung, dient als eine stabile Grundlage, die bereits heute im Einsatz ist. Viele Banken und Finanzinstitute konnten seit 2017 mit einer aktiven und passiven Unterstützung wertvolle Erfahrungen sammeln. Das beyond-payments Produkt ‚Request-To-Pay‘ steht mehr als bereit an der Startlinie und ist von EPI als Teil des neuen Schemas vorgesehen. Kartenzahlungen sind weiterhin sehr gut etabliert und werden sehr oft benutzt. Zudem hat EPI aufgrund der zwei genannten modernen Zahlungsmethoden, die die Basis des neuen Kartenschemas darstellen, nun eine sehr gute Ausgangsposition.

„Details matter, it's worth waiting to get it right“

Steve Jobs

Steve Jobs sagte einst „Details matter, it’s worth waiting to get it right“. Die European Payments Initiative ist definitiv ein gewagter Schritt den europäischen Zahlungsverkehrsmarkt zu erobern. Natürlich gibt es viele Hindernisse zu überwinden und zu Recht kommen Zweifel auf ob sich EPI auf dem Markt durchsetzen kann. Doch wie in unseren 2 Blogbeiträgen aufgezeigt, gibt es einige Argumente, die auch für den Erfolg sprechen. Als Beispiel sind hierfür die Technologie, der Zeitpunkt sowie die Geschlossenheit von EPI zu nennen.

Denn technologisch wird die neue europäische Zahlungslösung auf SCTInst aufbauen. Das stellt definitiv in der Zahlungswelt von morgen die Grundlage dar und hat sich in den USA mit den Instant Lösungen von Visa und Mastercard bereits etabliert. Auch mit Request-To-Pay könnte sich die Akzeptanz bei den Händlern deutlich erhöhen.

Ein weiterer Punkt ist der gewählte Zeitpunkt, um mit EPI zu starten. Denn auch die weltweite politische Situation in der jüngsten Vergangenheit hat Europa in der Ansicht gestärkt, unabhängiger zu werden. Eine digitale Souveränität will man zum einen im Technology Gebiet wie Cloud und Social Media erreichen. Aber eben auch in der Zahlungsverkehrswelt. Zudem hat sich durch Covid-19 das Zahlungsverhalten wegweisend verändert. Digitales Bezahlen ist für einen Großteil der Bevölkerung zum Standard geworden.

Und zu guter Letzt die Geschlossenheit hinter EPI: wie in unserem ersten Blogbeitrag beschrieben, sind die größten europäischen Banken bereits mit an Bord. Und mit den PSP’sWorldline und Nets wurde die Zusammenarbeit auch schon verkündet.

Die European Payments Initiative ist ein vielversprechender Ansatz für eine digitale europäische Zahlungslösung. Wird EPI das Banking der Zukunft formen? Die nächsten Monate werden entscheidend sein.

Blitz auf schwarz

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Die Zukunft des Bankings hat bereits begonnen. Und der disruptive Wandel der Branche Banking schreitet weiter voran. Treiber sind vor allem der Einsatz Künstlicher Intelligenz, der Ausbau von Plattformökonomien und das Eindringen von FinTechs in klassische Bankdienstleistungen. Die Spielregeln einer gesamten Branche werden neu definiert. Wie müssen sich Banken JETZT aufstellen, um für die zukünftigen Herausforderungen gerüstet zu sein? Diese Frage steht im Fokus unserer Serie Banking der Zukunft.

Veronika Kisková

Veronika Kisková

hat Masterabschlüsse in Mathematik und in International Management und berät bei msg for banking Kreditinstitute in der Produktentwicklung im Thema Zahlungsverkehr.

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